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01 Jän. 2020

Grand Tour

Grand Tour

Vom Atlantik an den Main: Ein in Porto gefundener, seltener Opel Corsa A GT macht sich auf die rund 2.700 Kilometer lange Reise nach Rüsselsheim.

Die Sonne scheint in Porto genau so hell und gelb wie dieser Neuerwerb von Opel: ein Corsa A in der seltenen GT-Version. Der kleine, eher unbekannte Gran Turismo steht auf einem Parkplatz direkt am Hafen der portugiesischen Küstenstadt. Opel hatte ihn von April 1985 bis zum Herbst 1987 im Programm. Er beerbte damals den Corsa SR – anfangs mit einem 1,3 Liter-Vierzylinder unter dem Häubchen, dessen Vergaser an guten Tagen 70 PS anmischt.

Mit den munteren Pferdchen und dem dezenten Spoilerdress war er die sportliche Speerspitze der ersten Corsa-Generation – bis 1988 der extrastarke GSi folgte. Als technisches Schmankerl brachte er unter anderem schon eine Fünfgang-Schaltbox mit, die den Durst und die Drehzahlen auf schnellen Etappen klein hält. Was uns besonders freut, schließlich starten wir mit dem GT gleich eine Grand Tour – es geht von Porto bis nach Rüsselsheim, wo er für seinen großen Auftritt vorbereitet wird.

Es hat einige Monate gedauert, bis Opel endlich ein unverblühtes Exemplar gefunden hatte. Einen spanischen Wagen aus erster Hand, lange Zeit vergessen in einer portugiesischen Garage. Nach einem Werkstattcheck vor Ort war der Deal perfekt und es war an der Zeit, das Schmuckstück würdevoll auf eigener Achse zu überführen. Die Schlüsselübergabe am Hafen fällt nüchtern aus. Der Chef der kleinen Werkstatt übergibt Schlüssel und Papiere, versichert, dass der Wagen technisch fit sei, scheut sich aber vor einem Abschiedsbild.

Der Corsa sei fotogener. Man sieht dem GT tatsächlich nicht an, dass er bereits 1987 die Hallen des damals noch jungen Opel-Werkes in Saragossa verlassen hat. Kein Rost an den typischen Stellen, Sitze mit Seitenhalt wie am ersten Tag – 38.000 Kilometer auf dem Tacho. Wenn die echt sind, hat er in 31 Jahren noch nicht mal eine Runde um den Äquator geschafft. Wir lassen die Zahlen bei einem Pingo wirken – dem typischen portugiesischen Espresso mit einem Schluck Milch. Dann wird der GT noch schnell gefüttert, was bei 42 Litern Tankinhalt nur etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt als der 12,5-sekündige Sprint von Null auf 100.

Kaum haben wir die letzten fliesenverzierten Häuser Portos hinter uns gelassen und die Auto-Estrada Richtung Nord-Osten gewählt, zeigt der Corsa, wofür er den Zusatz „GT“ trägt: erstaunlich leise und mühelos schwimmt er durch den Verkehr.

Das Fahrwerk verzichtet auf übertriebene Härte, die Lenkung auf überflüssiges Spiel, das Kombi-Instrument auf zu wenige Informationen. Neben den üblichen Werten zeigt es auch Öldruck und Motordrehzahl an. Bei der kleinen Tankuhr sind wir uns anfangs nicht sicher: Ob sie wohl all die Jahre unbeschadet überstanden hat? So langsam, wie sich der Zeiger bewegt…

Nach ein paar Stunden wissen wir: Der Verbrauch des GT stimmt tatsächlich mit den Werksangaben überein – mehr als sechs Liter pro 100 Kilometer braucht der Flitzer selten. Hilfreich sind dabei seine rund 750 Kilogramm Leergewicht, was ihm ein Leistungsgewicht von 10,71 Kilogramm pro PS beschert.

Ein 2.700 Kilometer-Roadtrip

Seine Trümpfe spielt der Corsa GT zum ersten Mal in den hügeligen Straßen des Parque Natural de Montesinho aus. Trotz mangelnder Servolenkung huscht der kleine Opel treffsicher durch die vielen Scheitelpunkte. Unser eleganter Swing durch die wunderschöne Landschaft Nord-Portugals wird – wie auf Rallye-Etappen nicht untypisch – von der Rennleitung gestoppt.

Nach kurzer Verwunderung, was zwei Deutsche in einem spanischen Opel in Portugals Einsamkeit machen, winken uns die Uniformierten freundlich zur nächsten Etappe: der Mittagspause. In dem beschaulichen Bergdorf Vinhais hat genau ein Restaurant geöffnet. Die Köchin freut sich über Gäste, versteht aber nur Portugiesisch.

Und da wir nur die nötigsten Wörter gelernt haben – wie Leistungsverlust und Reifenpanne – ruft sie kurzerhand ihren Sohn an, der per Telefon auf Englisch die Karte erläutert. Nach einem vorzüglichen regionalen Mahl und zwei Schluck Portwein für den Beifahrer verabschiedet uns die Chefin mit einer Umarmung und den Worten „boa viagem!“.

Die gute Reise haben wir, hunderte Kilometer und eine kurze Nacht später umspülen die Wellen des Atlantischen Ozean unsere Füße. Herrlich erfrischend! Danach gibt’s eine Tortilla de Patatas, vier Cortado und 40 Liter mit einer Klopffestigkeit von 95 Oktan. Ölverbrauch? Null! Entspannt huscht der GT zur größten Stadt des Autonomen Baskenlandes: Bilbao.

Spanien, wir kommen!

Während unser gelber Begleiter kurz verschnauft, besuchen wir das Guggenheim Museum. Und bummeln anschließend mit ihm durch die belebte Metropole. Einmal mehr wird dabei klar, wie übersichtlich der Corsa doch ist – und wie mühelos er in kleine Parklücken schlüpft.

Die Abendetappe führt am Ebro entlang, dem zweilängsten Fluss Spaniens. Der Opel kreuzt das weltberühmte Weinanbaugebiet Le Rioja und erreicht noch vor der tagesschau Saragossa. Zur Begrüßung klatscht Regen gegen die Scheiben, daher verschwimmen die Umrisse der berühmten Basílica del Pilar – das Wahrzeichen der Stadt.

Leichtfüßig durch schmale Gassen

Vorsichtig geht’s durch die Altstadt. Der Hotelführer hatte fettgedruckt darauf hingewiesen, dass das ehrwürdige Haus nicht ganz einfach zu erreichen sei. Damit ist sicher die abenteuerliche Fahrt durch die schmalen Gassen gemeint – zum Glück bewegt sich der Corsa wie eine Katze. Was ihm auch in der Tiefgarage des Hotels zu Gute kommt – die einem Fahrstuhlschacht gleicht. Gerade erst hätte sich hier erst ein VW Passat böse verkeilt, erzählt der Portier und zeigt auf die Schrammen an den Wänden.

Am nächsten Morgen wird es feierlich: Der Corsa steht zur vereinbarten Zeit vor den Toren des nahegelegenen Werks der Groupe PSA. Vor 36 Jahren eröffnet, zählt es mittlerweile zu den größten im Universum des Konzerns. Neben dem Corsa rollen hier die Modelle Opel Crossland und Citroën C3 Aircross von den Bändern. Der GT hat Glück, er darf nicht nur auf das Werksgelände – sondern sogar in die Fertigungshallen schnuppern. Also genau dorthin, wo er 1987 zusammengebaut wurde.

Als der gelbe GT neben der Produktionslinie stoppt, kommen viele ältere Mitarbeiter vorbei und begrüßen ihn wie einen Jugendfreund. Geschichten von den Anfängen im Werk werden zum Besten gegeben. Mitten im Gespräch rollt ein Corsa der fünften Generation für ein Familienfoto dazu – und lässt den GT wie einen älteren, aber kleineren Bruder wirken. Kein Wunder, denn mit seinen Abmessungen übertrumpft der Corsa E sogar den damaligen Kadett E. Die spanischen Opelaner machen noch ein paar Schnappschüsse, dann lassen sie uns ziehen.

Noch ein Stopp in Katalonien

Mit Tempo 140 eilt der GT Barcelona entgegen. Er hat einen kleinen Fahrplan für Sehenswürdigkeiten im Gepäck. Vom Hausberg der Stadt Montjuïc rollt er über die nächtlichen Straßen zum hell erleuchteten katalanischen Jugendstiltraum, dem Hospital de Sant Pau und weiter zum Triumphbogen Arc de Triomf – dem einstigen Haupteingangstor zur Weltausstellung 1888.

Viel zu schnell vergeht die Zeit und obwohl sich unser spanischer Kompagnon hier heimisch fühlt, wecken wir ihn schon vor Sonnenaufgang. Ein kurzer Stopp noch an der berühmten Sagrada Família und dann kämpft der kleine Blitz am Friedhofsberg auch schon mit dem dichten Verkehr des jungen Morgens.

Die letzte große Etappe dieser Reise beginnt mit einem unfreiwilligen Stopp. Direkt hinter der ersten Mautstation kontrolliert die Polizei – und stoppt den kleinen GT. Wieder die gleichen Fragen: Was machen zwei Deutsche in einem in Spanien zugelassenen, alten Opel Corsa?

Die Geschichte, dass der gelbe Flitzer vor zwei Tagen in Portugal gestartet ist – um ihn morgen in der Classic-Abteilung von Opel in Rüsselsheim zu übergeben, klingt zu fantastisch für die uniformierten Freunde. Nur ein langer Blick in alle Taschen und auf das Display der Digitalkamera kann die Ordnungshüter überzeugen. Am Ende hören wir das ersehnte „buen viaje“ und setzen unsere Reise in Richtung Frankreich und Schweiz fort.

Kurz hinter Basel verschieben sich die Gegensätze. Mit der Grenzüberquerung nach Deutschland erhöht sich das Tempo um den Corsa. Der kleine Wagen kann plötzlich nicht mehr so einfach mitschwimmen. Theoretisch rennt er 166 km/h – aber das möchten wir ihm nicht antun. Lieber schnurren wir die letzten 300 Kilometer gemütlich über die oft leere rechte Spur. Atmen noch einmal den Duft der 80er ein, klopfen auf das einfache Armaturenbrett, kneifen in das Velours der Sportsitze. Aber auch die letzte Etappe verläuft ohne Probleme. In Rüsselheim angekommen, übernimmt das Team von Opel Classic.

Am Ende der Reise bleiben zwei Erkenntnisse. Erstens: Welche Fortschritte Kleinwagen in den letzten Jahrzehnten gemacht haben – vor allem im puncto Komfort. Und zweitens:
Wie wenig es doch braucht, um glücklich hinterm Steuer zu sein.

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